Selbstbau eines 4,5" Newton Astrographen

Am Himmel gibt es zahlreiche Objekte, für die man aufgrund Ihrer Größe am Himmel Brennweiten unter 500 mm benötigt. Dies ist eine Domäne, die mit Newton-Teleskopen nicht ohne weiteres zugänglich ist. Man benötigt in der Regel apochromatische Refraktoren. Gute Linsen mit sehr geringem Farbfehler sind allerdings recht teuer.

So entstand der Wunsch nach einem farbfehlerfreien Astrographen mit etwa 300-400 mm Brennweite.

 

Die Firma Skywatcher hat mit dem Skyhawk einen 4,5" Newton als Einsteigerteleskop im Programm. Dieses Teleskop ist geprägt von den folgenden Eigenschaften:

- Sehr guter parabolischer Hauptspiegel

- Geringe Größe des Fangspiegels visuell gerade eben ausreichend. Für die Fotografie ungeeignet.

- Okularauszug ist von geringer Qualität und hat nur 1,25" Innendurchmesser, was wiederum für die Fotografie          ungeeignet ist

- Der Tubus aus Blech ist nicht besonders stabil, hat aber einen gut geeigneten Durchmesser.

- Fangspiegelspinne und Hauptspiegelzelle sind einfach konstruiert, aber gut justierbar 

 

Skywatcher "Skyhawk" Newton Teleskop im Originalzustand
Skywatcher "Skyhawk" Newton Teleskop im Originalzustand

Der kleine Skyhawk musste für den Fotoeinsatz also modifiziert werden. Vor allem der Fangspiegel und der Okularauszug mussten gegen fotografisch brauchbare Komponenten ausgetauscht werden. 

Zusätzlich sollte der "dünnhäutige" (0,5 mm Stahlblech) Tubus im Bereich des Okularauszuges mit Aluminiumblechen verstärkt werden.

 

Für die Montage eines 2" Okularauszuges wurde  zunächst das Loch in der Tubuswandung mit einer Stichsäge entsprechend aufgesägt. Anschließend wurden aus Aluminiumblechen Tubusverstärkungen angefertigt und auf dem Tubus montiert.

Loch für den Okularauszug vergrößert und Verstärkunsgbleche montiert
Loch für den Okularauszug vergrößert und Verstärkunsgbleche montiert

Beim Okularauszug fiel meine Wahl auf den Moonlite CR2. Ein sehr stabiler und preislich attraktiver Okularauszug.

Zudem sieht er auch noch sehr schön aus... ;-)

Mittels 3D-Druck wurde ein exakt zum Tubusdurchmesser passender Adapter angefertigt. Der Moonlite CR2 Okularauszug konnte mit diesem Adapter stabil und lichtdicht am Tubus befestigt werden. Aufgrund des begrenzten Platzes konnte der Okularauszug nur um 90° gedreht angebracht werden. Die Bedienung wird dadurch ebenfalls erleichtert.

Der original 34 mm große Fangspiegel wurde durch einen  mit 52 mm Durchmesser ersetzt. Die Ausleuchung eines Bildfeldes von 30 mm liegt damit  bei 84%.

Der Hauptspiegel wurde mit einer Blende versehen, um Beugungseffekte am Spiegelrand zu minimieren.

 

Der Tubus wurde um 55 mm gekürzt, um mit Komakorektor oder ASA-Reducerkorrektor in den Fokus zu kommen, ohne dass der Korrektor in den Tubus hineinragt.

Der Tubus wurde mit schwarzer Velourfolie ausgekleidet, um Streulicht zu unterdrücken.

Der 4,5" Newton-Astrograph mit montierter Canon EOS M50 aufgesattelt auf meinem 10" Newton.

Auf diesem Bild sieht man an dem abgeschnittenen "Sky-Watcher" Schriftzug deutlich die Kürzung des Tubus.

Der 4,5" Hauptspiegel hat eine Brennweite von 448 mm. Das ergibt ein Öffnungsverhältnis von f/3,9. Mit dem TS-Maxfield Komakorrektor 0,95x ergibt sich eine Brennweite 426 mm und ein Öffnungsverhältnis von f/3,7. Das Bildfeld eines Canon APSC-Sensors hat mit dem TS-Maxfield Komakorrektor eine Größe von 2°59,28 x 1°58,73.

Das folgende Bild des Doppelsternhaufens h & chi Persei wurde unter Einsatz des TS Maxfield Komakorrektors aufgenommen.

Die Brennweite kann mit einem ASA Newton-Reducerkorrektor 0,73x auf 327 mm verringert werden. Damit verbessert sich auch das Öffnungsverhältnis auf f/2,9 und das Bildfeld vergrößert sich auf 3°53,27 x 2°34,50.

Das nachfolgende Bild des Doppelsternhaufens h & chi Persei wurde unter Einsatz ASA Reducerkorrektors aufgenommen. Man erkennt deutlich das erheblich größere Bildfeld.

Der ASA Newton-Reducerkorrektor hat im Originalzustand einen nicht abnehmbaren Anschlagring. Dieser Anschlagring verhindert das vollständige Versenken des Reducerkorrektors im Okularauszug und verhindert damit gffs. das Erreichen des Fokuspunktes. Da der Korrektor recht kurz baut kann eine Entfernung des Anschlagringes sinnvoll sein.

Ich habe bei meinem ASA den Anschlagring mit Hilfe einer Standbohrmaschine abgeschliffen. Folglich kann der Korrektor nun mitsamt T2-Verlängerung im Moonlite Okularauszug versenkt werden.

IC 1805 - Der Herznebel im Sternbild Kassiopeia | Aufnahmeoptik: 4,5" Newton Astrograph mit 327 mm Brennweite bei f/2,9 an Canon EOS M50
IC 1805 - Der Herznebel im Sternbild Kassiopeia | Aufnahmeoptik: 4,5" Newton Astrograph mit 327 mm Brennweite bei f/2,9 an Canon EOS M50